Der Kokon
Fotografie des Kokons einer Seidenraupe
Fotografische Lichtbild-Projektion | Nanni Schiffl-Deiler
Die projizierte Fotografie zeigt den Kokon der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners. Anfangs stößt die Lave eine unregelmäßige, lockeren Fasermasse aus, die sog. „Wattseide“. Kurze Zeit später ist sie von einem dichten Seidengespinst eingeschlossen: dem Kokon. Dieser Kokon besteht aus einem einzigen, bis zu 900 Meter langen Faden. Acht Tage nach dem Einspinnen verpuppt sich die Seidenraupe, nach weiteren acht Tagen schlüpft der Schmetterling.
„Sobald wir alle unsere Arbeit auf dieser Erde erledigt haben,
ist es uns erlaubt unseren Leib abzuwerfen,
welcher unsere Seele, wie ein Kokon den Schmetterling, gefangen hält.
Wenn die Zeit reif ist, können wir unseren Körper gehen lassen,
und wir werden frei sein von Schmerzen,
frei von Ängsten und Sorgen,
frei wie ein wunderschöner Schmetterling,
der heimkehrt zu Gott.“Elisabeth Kübler-Ross, Psychiaterin und Sterbeforscherin
Das Sterben ist – ähnlich der Verpuppung einer Raupe – ein transformatorischer Prozess, der mit einem zunehmenden Wandel physischer, mentaler und auch im weitesten Sinne spiritueller Verfasstheit einhergeht. Der Sterbeprozess bildet dabei die letzte Lebensphase eines jeden Menschen, die letzte noch dem Leben zugehörige Seite des Lebensendes.
Der Schmetterling ist ein altes Symbol für die Seele, es findet sich bereits im alten Ägypten. Das altgriechische Wort Psyche bedeutet Seele, Hauch, Atem – aber auch Schmetterling. Diese antike Symbolik des Schmetterlings für die unsterbliche Seele des Menschen, die in Gestalt eines Falters den Körper des Toten verlässt, wurde im Christentum als Auferstehungssymbolik übernommen: Die Raupe stellt das Leben, die Puppe den Tod, der Schmetterling die Auferstehung dar.
Künstlerin
Nanni Schiffl-Deiler, Künstlerin, arbeitet mit den Mitteln Fotografie, Film, Text und Musik vor allem an Langzeitprojekten. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in existenziellen und gesellschaftsrelevanten Themen, wie im Projekt UnSichtbar mit palliativ betreuten Kindern und ihren Geschwistern. Ihre Werke werden europaweit ausgestellt.